Ich weiß was über Sie

qanuun-aktuell September 2016

von Rechtsanwältin Dr. Stefanie Lejeune

In Zeiten knapper Güter (Bsp. Wohnraum) scheinen die Methoden immer gewagter, um diese zu bekommen. Angebot und Nachfrage sind eben nicht immer im Gleichgewicht. So werden einerseits Fälschungen der begehrten Produkte auf den Markt geworfen. Andererseits wird der Kampf der Nachfragenden um Güter, die man nicht schnell und unbeschränkt bauen oder herstellen kann einfach etwas härter. Steigende Preise stellen sich ganz automatisch ein, aber man legt dann noch etwas drauf, um die Entscheidungsfreude des Verkäufers oder Maklers in die eigene Richtung zu steigern. Und wenn man trotzdem nicht bekommt, was man möchte? Schlägertrupps passen zu schrägen Krimis, aber nicht zur gediegenen Gesellschaft. Da versucht man es eher mit der kleinen Erpressung: Wissen Sie übrigens, dass Ihr Mitarbeiter bestechlich ist? Ich sage aber nicht wer genau was wann getan hat, denn ich will ja niemandem schaden, nur meinen Vorteil sichern.


Wahrscheinlich ist diese Skrupellosigkeit so alt wie unsere Kultur. Man kann ihr nur mit Präventionskonzepten und einer entsprechenden Integrität beikommen, damit Phantasie und der Wille zur Macht keine ungute Allianz eingehen. Ob dabei die Vielzahl an Krimis in den Medien – kein Abend ohne Tatort, Polizeiruf etc. – zu eindeutige Anregungen geben, mag dahingestellt sein. Letztendlich hilft den Unternehmen, die man mit: „Ich weiß was über sie“ zu erpressen versucht, nur eine konsequente Haltung und der Hinweis auf die Strafbarkeit von übler Nachrede und dem Vortäuschen einer Straftat. Am Ende gewinnt nur, wer gegenüber seinen Mitarbeitern und Externen deutlich macht, dass er sich nicht auf „Spielchen“ einlässt.


Dr. Stefanie Lejeune ist Präsidentin des Vereins qanuun – Institut für interdisziplinäre Korruptionsprävention in der Verwaltung e.V. In jeder Ausgabe des Infobriefs qanuun-aktuell kommentiert sie aktuelle Entwicklungen rund um die Themen Compliance und Korruptionsprävention.


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