qanuun-aktuell Mai 2020
von Rechtsanwältin Dr. Stefanie Lejeune
Eine Kolumne in Zeiten von Covid-19 schreiben zu wollen, die sich nicht irgendwie mit den Folgen des Virus beschäftigt, ist nahezu unmöglich. Die Folgen dieses Virus beherrschen unseren Alltag und die ganze Welt, politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich. Etwas, was man mit bloßem Auge nicht erkennen, nicht hören, riechen oder schmecken kann, verdeutlicht uns, dass der Mensch in seinem Tun begrenzt ist, trotz der Flüge ins Weltall, der Reproduktionsmedizin oder der Digitalisierung und der wiederkehrenden Ignoranz ethischer Grenzen. Daraus resultiert ein Bewusstsein partieller Rat- und Hilflosigkeit und möglicherweise auch Überforderung. Das gilt für jeden einzelnen ebenso wie für politisch verantwortliche Menschen. Wir wissen vieles eben nicht und ahnen oder vermuten nur. Wissen und Erkenntnis, also Wissenschaft, kann in diesen Zeiten individuell nicht mit der erforderlichen Geschwindigkeit wachsen, sondern nur gemeinsam über nationale Grenzen hinweg. Covid-19 definiert Globalisierung neu.
Und dieses Eingeständnis der Ungewissheit würde ich mir auch in den Medien wünschen. Täglich werden negative Wirtschaftsprognosen mit düstersten Szenarien auf den Titelseiten beschrieben und damit die ohnehin eher schwache allgemeine Zuversicht noch mehr ausgezehrt. Wir ahnen, dass es wirtschaftlich schwierig werden wird, aber den konkreten Umfang kennen wir (noch) nicht. Das wäre die korrekte Auskunft. Da ist die individuelle Kreativität der Bürger durchaus weiterführender. Humorvolle und nachdenkliche Beiträge, die gegenwärtig in Form von Cartoons oder Videoclips digital versandt werden, stimmen zuversichtlich und lassen einen die gegenwärtige Situation wenigstens für Minuten vergessen.
Dr. Stefanie Lejeune ist Präsidentin des Vereins qanuun – Institut für interdisziplinäre Korruptionsprävention in der Verwaltung e.V. In jeder Ausgabe des Infobriefs qanuun-aktuell kommentiert sie aktuelle Entwicklungen rund um die Themen Compliance und Korruptionsprävention.