Schweigen ist Gold oder auch nicht…

qanuun-aktuell November 2017

von Rechtsanwältin Dr. Stefanie Lejeune

Mit dem Bau und Verkauf von Flugzeugen oder Automobilen lassen sich beachtliche Summen umsetzen und seitens der Unternehmensführungen dementsprechend verdienen. Da, wo viel Geld bewegt werden kann, werden die Vertragsabschlüsse gerne kreativ und flexibel begleitet. Aktuell bewegen zwei Nachrichten der internationalen Wirtschaft die Gemüter und man darf auf die Ermittlungsergebnisse gespannt sein.


Bei Airbus soll dem früheren Leiter der Vertriebsabteilung, Jean-Paul Gut, der Abschied vom Unternehmen 2007 mit insgesamt 80 Mio. Euro erleichtert worden sein. Hintergrund seines Ausscheidens soll seine teilweise sehr kreative Art der Vertragsanbahnung gewesen sein, die Airbus zwar stolze Umsätze, beim genauen Bekanntwerden aller Umstände aber wohl auch die Aufmerksamkeit der Ermittlungsbehörden beschert hätte. Insoweit wird gemutmaßt, Guts Abfindung könne wohl eher ein üppiges Schweige- als denn eine Trennungsgeld sein.


Demgegenüber geht es im Falle des vermeintlichen Kartells zwischen den größten deutschen Automobilherstellern genau um das Gegenteil, nämlich um das Brechen des Schweigens gegenüber den EU-Wettbewerbsbehörden. So wurde ruchbar, dass Mercedes und Volkswagen nacheinander ihre Beteiligung an Kartellverstößen gegenüber diesen eingeräumt haben sollen, um sich eine Bußgeldimmunität zu sichern. BMW könnte in diesem Fall das Nachsehen haben. Interessant ist dabei allerdings, dass jene Person, die bei Mercedes und VW das Reden gegenüber den Wettbewerbshütern initiiert haben soll, von VW eine Abfindung über 12 Mio. Euro erhalten haben soll. Da sage noch einer, Schweigen sei immer Gold.


Dr. Stefanie Lejeune ist Präsidentin des Vereins qanuun – Institut für interdisziplinäre Korruptionsprävention in der Verwaltung e.V. In jeder Ausgabe des Infobriefs qanuun-aktuell kommentiert sie aktuelle Entwicklungen rund um die Themen Compliance und Korruptionsprävention.


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